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Aus der Norm

Wenn die Ampel in beiden Richtungen Grün zeigt und die Bankkarte nicht in den Automaten passt, ist Chaos vorprogrammiert.

Der Wecker klingelt. Nochmals auf Schlummern drücken, schließlich verschlafen die Augen öffnen. Oha! Schon so spät? Nein, Moment, da steht doch etwas ganz Anderes. Der neue Wecker ist zweifellos sehr schick, aber die Anzeige mehr als verwirrend. Immerhin macht der Schreck am Morgen wach. Raus aus den Federn, anziehen, Zähne putzen… Igitt! Der ganze Mund ist plötzlich voller Borsten, beim Putzen einfach aus der Bürste gefallen. Da hilft nur gründlich durchspülen, um die Haare wieder loszuwerden. Einige bleiben trotzdem zwischen den Zähnen klemmen und piksen den Rest des Tages.

Etwas verspätet geht es zur Arbeit. Zumindest der Verkehr fließt heute. Doch plötzlich: Vollbremsung! Da kommt einer von rechts über die Kreuzung. Es war doch grün? Ruft der andere auch wütend aus dem Fenster. Die Ampel hat offenbar beiden Richtungen freie Fahrt gegeben – irgendetwas muss beim Programmieren der Schaltung schiefgelaufen sein. Was da hätte passieren können! Endlich im Büro, gibt es gute Nachrichten: Die neuen kabellosen Tastaturen sind da. Aber die Freude währt nur kurz, denn wo früher das „e“ war, ist jetzt das „ö“. Sämtliche Buchstaben sind völlig anders auf den Tasten verteilt als bei den Vorgängern – hörzlichön Glückwunsch! Für die kommenden Stunden heißt das: Suchen, suchen, suchen.

Vollkommen unpassend
Mittagspause. Es geht spontan ins Restaurant um die Ecke. Leider gähnende Leere im Geldbeutel – und die eigene Bank nicht in der Nähe. Dann muss der Kollege wohl einen ausgeben, denn die Girokarte passt nicht in die Automaten anderer Banken. Die sind zu groß, zu klein, oder benutzen andere Positionen für Chip und Magnetstreifen. Schade, dass es keine Kartenzahlung gibt, aber dafür bräuchte es im Restaurant ja für jede Bankkarte ein eigenes Lesegerät.

Zurück bei der Arbeit könnten die Ergebnisse aus dem Tastaturärgernis endlich gedruckt werden – wären die Papiervorräte nicht aufgebraucht. Leider hat auch der Schreibwarenladen um die Ecke keinen kompatiblen Nachschub: Das Format passt nicht ins Druckerfach im Büro. Der nimmt nur Produkte des gleichen Herstellers. Warum kann Papier nicht immer gleich groß sein? Genervt geht es in den Feierabend, schnell die Treppe zur Tiefgarage hinabgelaufen. Oder besser hinabgestolpert. Die Stufen hier sind wirklich seltsam – viel zu hoch. Wer schlecht zu Fuß ist, hätte hier große Probleme.

Verliebt, verlobt und völlig fertig
Der Abend kann nur besser werden. Hoffentlich, denn es steht noch Großes an: ein Antrag an die Liebste. Es wird auch Zeit, die Hinweise auf ihre Ringgröße häuften sich zuletzt doch merklich. „Ja!“, sagt sie und findet das Schmuckstück wunderschön. Nur: Leider ist der Ring viel zu klein und ihr Finger färbt sich in ein ungesund wirkendes Dunkelrot. Wie kann das sein? Doch die falsche Größe gemerkt? Unmöglich, nach all ihren Bemerkungen dazu… Hat der Juwelier der Wahl etwa ein anderes Maß benutzt?

Frisch verlobt den Bolzenschneider wieder im Keller verstaut – krönender Abschluss eines anstrengenden Tages. Ab ins Bett. Gut, dass heute die neue Matratze für einen erholsamen Schlaf ankam. Schön hart soll sie laut Beschreibung im Internet sein. Ist sie aber nicht. Warum kann man sich als Kunde nicht auf die Härtestufen verlassen? So bleibt nur, einzusinken und zu träumen – von Dingen, die ineinanderpassen, einem das Leben erleichtern, kleine und große Alltagsprobleme lösen, bevor sie entstehen… Bis erneut der Wecker klingelt: Aufgewacht aus einer kuriosen Traumwelt ohne Normen.

Schöne genormte Welt
In der echten Welt läuft das Leben dank Normen doch etwas entspannter und um einiges sicherer ab. Am 14. Oktober ist Weltnormentag, ein guter Anlass, uns den Nutzen der Standardisierung ins Bewusstsein zu rufen. Die meisten Menschen bekommen in ihrem Alltag nicht allzu viel von Normen mit – weil eben fast alles reibungslos zueinander passt. Im Hintergrund sorgen sie dafür, dass die Welt so komfortabel und sicher ist, wie wir sie kennen, und nicht völlig chaotisch. Normen legen Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren fest: Beispielweise, wie ein Stecker gebaut sein muss, damit er auch dann in die Dose passt, wenn beide von unterschiedlichen Herstellern kommen. Wie Notausgänge beleuchtet sein sollten, damit man sie auch bei dichtem Rauch sieht, oder wie man den Energieverbrauch von Fernsehern misst, um ihn vergleichen zu können.

Damit das so bleibt, gibt es das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN). Es bringt als unabhängige Institution rund 35.500 Experten, die an Normen und Standards zu verschiedenen Bereichen arbeiten, zu unterschiedlichsten Themen zusammen. Unternehmen, Wissenschaftler, Verbrauchervertreter und die öffentliche Hand entscheiden dabei gemeinsam, welche Normen notwendig sind und was sie beinhalten sollen. Damit unterstützten sie auch die Wirtschaft, denn durch ihre klaren Anforderungen geben Normen und Standards Orientierung, machen Produkte kompatibel und wettbewerbsfähiger, weil sie das Vertrauen in diese erhöhen. Sie fördern die Qualität von Dienstleistungen und helfen, Innovationen auf den Markt zu bringen. Das funktioniert auch international, weshalb es Normen für Deutschland (DIN), Europa (EN) oder die ganze Welt (ISO) gibt. Im internationalen Handel erleichtern sie so zum Beispiel den freien Warenverkehr. Deshalb ist DIN auch das Tor, um die deutschen Interessen in die internationale Normung einzubringen. So passt die Bankkarte dann nicht nur zu Hause in jeden Automaten, sondern auch in New York oder Singapur.

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