Die Digitalisierung wirkt sich in jeder Branche anders aus. Doch die Herausforderungen sind für alle Unternehmen ähnlich: Welchen Mehrwert können wir unseren Kunden bieten? Wie ändern sich unsere Abläufe, Leistungen, oder gar unser Geschäftsmodell? Wie nehmen wir die Mitarbeiter im Transformationsprozess mit? Und wie positionieren wir uns extern? Kunden von Communication Consultants berichten, wie die Digitalisierung ihr Unternehmen und dessen Kommunikation prägt.

Tobias Wachtmann, Head of Vertical Glass & Solar, Siemens AG, Digital Industries
Tobias Wachtmann, Head of Vertical Glass & Solar, Siemens AG, Digital Industries
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„Die Digitalisierung ist inzwischen ein zentrales Thema in fast allen Unternehmen der Glasbranche – und auch die nötigen Technologien sind jetzt verfügbar. Mit dem Fortschritt kommen neue Fragen auf: Wie und an welcher Stelle soll der Digitalisierungsprozess beispielsweise beginnen? Und welche Vorteile ergeben sich unterm Strich? Die erste gute Nachricht gleich vorweg: Die Digitalisierung kann an jedem Punkt der Wertschöpfungskette starten – und das für neue und bestehende Glasanlagen. Der Start kann dann den Blick weiten für einen ganzheitlichen Ansatz, der Produktdesign, das Prozess- und Anlagendesign, Engineering und Inbetriebnahme sowie Betrieb und auch Services integriert. Wem im Kleinen das Prinzip einleuchtet, wie sich virtuelle und reale Welt gegenseitig befruchten, der erkennt auch leicht den perspektivischen Nutzen fürs vollständig digitale Unternehmen, in dem alle Geschäftsprozesse integriert und digitalisiert sind. Das Grundprinzip basiert auf einem durchgängigen Konzept des vielzitierten digitalen Zwillings, der aus drei Ausprägungen besteht: dem digitalen Zwilling von Produkt, Produktion und Performance. Weil das zugegebenermaßen harte Kost in der Kommunikation ist, setzen wir sehr stark auf Visualisierung, etwa Infografiken, Animationen und Erklärfilme.“

 Kommunikation (Beispiele)


 

Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter bei WOLFF & MÜLLER
Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter bei WOLFF & MÜLLER
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„Digitalisierung setzt voraus, in Prozessen zu denken. Wir erfassen und optimieren unsere Prozesse, um sie dann – soweit möglich, nötig und sinnvoll – zu digitalisieren. Das Herzstück unserer Digitalisierungs­strategie ist Building Information Management (BIM), das ganzheitliche Management von Informationen entlang des Lebenszyklus eines Bauwerks. Wir wollen erst virtuell, dann real bauen. Alle Projekt­beteiligten greifen auf ein Datenmodell des Bauwerks zu und können sich so viel enger abstimmen als bei der herkömmlichen Planung mit 2D-Plänen. Der Bauherr kann den digitalen Zwilling auch in der Betriebsphase nutzen. Wir arbeiten seit 2009 mit BIM, die Methode wird zunehmend Standard. BIM geht bei uns Hand in Hand mit Lean-Methoden und dem modularen Bauen, mit Technologien wie Virtual Reality, vernetzten Baumaschinen und der Drohnen­vermessung. Doch nicht nur das Bauen selbst verändert sich, wir digitalisieren auch alle wesentlichen Verwaltungs- und Personalprozesse. Es ist ein Change-Prozess für das ganze Unternehmen. Um unsere Mitarbeiter mitzunehmen, haben wir unsere Digitalisierungs­strategie vor Jahren bei einer bundesweiten Roadshow kommuniziert und informieren seither über jeden großen Schritt. Das nächste Jahr steht unter dem Motto „Digitalisierungs­offensive 2021‘.“

 Kommunikation (Beispiele)


 

Andrea Krämer, Geschäftsführerin bei Minol
Andrea Krämer, Geschäftsführerin bei Minol
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„Heiz- und Betriebskosten zu erfassen und abzurechnen, reicht heute längst nicht mehr aus. Die Immobilienwirtschaft braucht Partner, die sie bei der Umsetzung von Megatrends wie Neo-Ökologie, Urbanisierung, Digitalisierung und Sicherheit unterstützen. Minol hat dafür ein komplettes digitales Ökosystem entwickelt. Allein durch die Fernablesung entfallen so viele Fahrten zu den Gebäuden, dass wir in den vergangenen 2,5 Jahren rund 150.000 kg CO2 eingespart haben. Wir vernetzen die Messtechnik und weitere Sensoren mittels IoT, erfassen deren Daten mit zentralen Gateways und übertragen sie in die sichere Minol Cloud. Das ermöglicht eine Vielzahl Cloud-basierter Services, von der integrierten Heizkostenabrechnung über das Energiemonitoring bis zur Fernüberwachung von Gebäudefunktionen. Eine neue Verwalterplattform visualisiert die Daten und bietet Zugang zu all unseren Services. Auf diese Weise hat sich Minol vom Messdienstleister zum Digitalisierungslotsen für die Immobilienwirtschaft gewandelt – ein Transformationsprozess, den wir nach innen und nach außen intensiv kommunizieren.“

Kommunikation (Beispiele)


 

Florian Hermle, Geschäftsführer bei Balluff
Florian Hermle, Geschäftsführer bei Balluff
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„Industrie 4.0 beginnt mit dem Sensor. Denn er schafft durch das Erfassen von Daten Transparenz in Anlagen, Maschinen und über ganze Standorte hinweg. Digitalisierung und Automatisierung der Industrie beruhen dabei auf schlanken und effizienten Abläufen. Denn klar ist: Ein schlechter manueller Prozess wird durch die Digitalisierung nicht automatisch besser. Dasselbe gilt auch für uns als Unternehmen. Wir stellen derzeit viele „Offline-Abläufe“ auf den Prüfstand. Beschleunigt durch die Corona-Pandemie setzen wir konsequent auf digitale Tools zur Kollaboration. Ein Beispiel: unsere virtuellen Kundenevents. Live und im direkten Austausch können wir auch in Zeiten ohne Messen in Kontakt bleiben. Die virtuelle Zusammenarbeit bietet zudem auch neue Möglichkeiten, gemeinsam mit Kunden und Partnern innovative Lösungen zu entwickeln. Und das nicht innerhalb von Jahren oder Monaten, sondern Wochen. Kurze Entwicklungszeiten, direktes Kundenfeedback, Fast Prototyping und eine neue Fehlerkultur sind dafür zentral. Dies wirkt sich natürlich auch auf unsere Zusammenarbeit aus. Diese Veränderungsprozesse kommunikativ zu begleiten und Akzeptanz zu schaffen, ist eine zentrale Aufgabe der Unternehmensführung. Denn Wandel ist heute nicht mehr die Ausnahme, sondern ein Dauerzustand.“

Kommunikationsbeispiele