Kommunikations-Profis sind es gewohnt, schwierige Szenarien durchzuspielen und sich dafür zu wappnen. Doch die aktuelle Krise ist anders. Sie kommt nicht aus dem Unternehmen heraus, wie etwa ein Produktrückruf oder eine Datenpanne, sondern betrifft uns alle. Inzwischen haben wir den ersten Corona-Schock verdaut und stellen uns auf einen längeren Ausnahmezustand ein. Unternehmen passen ihren Betriebsmodus systematisch an, versuchen die wirtschaftlichen Folgen so gut es geht abzufedern oder entdecken gar die sprichwörtliche Chance in der Krise. Wie bei allen Veränderungsprozessen spielt die Unternehmenskommunikation dabei eine wichtige Rolle. Vier Aufgaben sind jetzt wesentlich:

Navigieren

  • Richtung weisen: Krisen verlangen nach Führung, kurzen Entscheidungswegen, klaren Zuständigkeiten und Prozessen, einem engen Austausch zwischen den Geschäftsbereichen und einer offenen Kommunikation. Viele Unternehmen haben einen Krisenstab eingerichtet, der die Lage regelmäßig neu bewertet und die nötigen – auch kommunikativen – Maßnahmen festlegt.
  • Chefsache: Persönliche Ansprachen oder Anschreiben der Geschäftsführer an Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartnern sind jetzt bedeutsamer denn je. Ein Anhaltspunkt für den angemessenen Botschaften-Mix ist die Fernsehansprache der Bundeskanzlerin. Sie appellierte an die Verantwortung jedes einzelnen, Disziplin und Solidarität, kündigte aber auch umfangreiche Hilfen an und verbreitete Zuversicht.
  • Kontinuität statt Schockstarre: Passen Sie Ihren Content mit Fingerspitzengefühl an die neue Situation an, aber werfen Sie nicht die gesamte Jahresplanung über den Haufen. Viele Menschen sind des C-Worts überdrüssig und haben gerade jetzt den Wunsch und die Zeit, sich mit „normalen“ (Fach-)Themen zu beschäftigen oder weiterzubilden.

Informieren

  • Intern vor extern: Die interne Kommunikation hat Priorität. Halten Sie die Mitarbeiter auf den internen digitalen Kanälen auf dem Laufenden, etwa zu Schutzmaßnahmen am Standort, Homeoffice-Regelungen oder den Umgang mit Verdachtsfällen. Passende Formate sind beispielsweise FAQs mit detaillierten Antworten auf die wichtigsten Fragen und News-(Ticker-)Formate zur schnellen und eng getakteten Information.
  • Offizielle Quellen: Unternehmen haben in der Regel keine Gesundheitsexperten. Für allgemeine Verhaltensregeln ist es deshalb ratsam, auf offizielle Quellen (Robert-Koch-Institut, Bundesgesundheitsministerium und regionale Gesundheitsämter) zu verweisen.
  • Kunden im Blick: „Wir sind wie gewohnt für Sie da“ ist zurzeit der Tenor vieler Mails und Newsletter. Um nicht der hundertste Absender dieser Botschaft zu sein, die zudem keine News ist, setzen Sie in der Kundenkommunikation lieber auf weiterführenden Content. Welche informierenden und beratenden Inhalte sowie konkrete Angebote sind für Ihre Kunden und Geschäftspartner derzeit wirklich hilfreich?
  • Medienarbeit: Viele Unternehmen bekommen Medienanfragen, die auf den Umgang mit der Corona-Krise zielen. Wie laufen Bauprojekte in diesen Zeiten weiter? Gibt es Lieferengpässe in der Produktion von Elektrowerkzeugen? Wie sichern Sie die Warenversorgung? Bei solchen Anfragen unterstützen wir ebenso wie bei der aktiven Medienarbeit – etwa mit Presseinfos zur Ankündigung digitaler Messen – und beim Bespielen der Unternehmenskanäle in den sozialen Netzwerken.
  • Online präsent: Die bis vor kurzem noch traditionellen Präsenzveranstaltungen wie Messen, Mitarbeiter-Versammlungen oder Pressekonferenzen transferieren wir jetzt tagtäglich für unsere Kunden ins Netz.

Motivieren

  • Emotionen mitbedenken: Jede Krise, und diese erst recht, hat außer der sachlichen auch eine emotionale Ebene. Mitarbeiter sind verunsichert und machen sich Sorgen um ihre Familie und ihren Arbeitsplatz. Die Art und Weise, wie man kommuniziert, kann diese Sorgen besänftigen oder befeuern. Positive Nachrichten, Empathie, Dankbarkeit und Zuspruch sind jetzt besonders willkommen. Wir empfehlen, die rein sachlichen Informationen um entsprechende Statements des Managements zu ergänzen.
  • Zusammenhalt fördern: Die interne Kommunikation sollte darauf ausgerichtet sein, den Austausch und Zusammenhalt zu stärken. Die Botschaft: Wir halten zwar physisch Abstand, stehen aber eng zusammen. Hashtags (#flattenthecurve, #allefüralle, #krisenhelden) unterstreichen die Botschaft. Einige Unternehmen gründen Helfer-Netzwerke, in denen sich Kollegen zum Beispiel beim Einkaufen unterstützen. Einer unserer Kollegen hat uns beispielsweise große Bildschirme aus unserem Archiv nach Hause gebracht – an solche Gesten wird man sich länger erinnern als an den sachlichen Inhalt einer Präsentation.

Digitalisieren

  • Digitale Zusammenarbeit: Dass die Face-to-Face-Kommunikation weitgehend wegbricht, verschafft der Digitalisierung einen enormen Schub und beschleunigt vielerorts die Einführung von Tools wie WebEx oder Microsoft Teams. Wie im Zeitraffer erschließen sich Unternehmen neue Formen der Zusammenarbeit, von denen sie auch nach der Krise stark profitieren werden.
  • Virtuelle Messen: Großveranstaltungen wie die Logimat, die Hannover Messe, die Automatica und die MIPIM, auf die Unternehmen monatelang hinarbeitet haben, sind abgesagt. Wir empfehlen, die vorbereiteten Inhalte für virtuelle Messen, Sondernewsletter, Blogs, Fachbeiträge und Whitepaper zu nutzen, und unterstützen unsere Kunden bei der Umsetzung dieser Formate.
  • Webinare statt Seminare: Mit Tools wie GoToMeeting, edudip oder Webinaris lassen sich Vor-Ort-Workshops und Vorträge in Webinare ummünzen. Über Chats und Fragerunden können Sie die Teilnehmer aktiv einbinden. Indem Sie die Webinare aufzeichnen, gewinnen Sie weitere Inhalte fürs Online-Marketing.
  • Neue Leads: Laden Sie über XING, LinkedIn und eigene Newsletter zu Ihren digitalen Veranstaltungen ein. Die neu gewonnenen Leads können Sie dann im Nachgang mit Ihrem Newsletter & Co. weiterversorgen.

Best Practices unserer Kunden:

ATR: Die ATR SERVICE GmbH ist eine der führenden Handelskooperationen im Kfz-Ersatzteilmarkt. Als Konzeptgeber lotst sie ihre Werkstattpartner mit dem Newsletter „Gut informiert“ durch die Krise. Dabei werden betriebspraktische, gesundheitliche, finanzielle und rechtliche Themen aus Sicht der Zielgruppe aufgegriffen. Wie geht es in den kommenden Tagen und Wochen für die Werkstätten weiter? Welche Finanzhilfen gibt es? Wie kann man die Werkstattmannschaft und die Kunden vor einer Infektion schützen? Und wie meistern Kfz-Betriebe die neuen Herausforderungen?

Balluff: Der Automatisierungsspezialist Balluff macht aus der Not eine Tugend und ersetzt den Messestand auf der abgesagten Hannover Messe kurzerhand durch eine umfangreiche digitale Portfoliopräsentation im gleichen Zeitraum (21./22.4.). Auf einer Online-Eventplattform stellt Balluff nicht nur das gesamte Messematerial zur Verfügung, sondern ergänzt die Inhalte um Key Notes und Produktpräsentationen. Analog zur realen Messen gibt es einen umfangreichen Konferenzzeitplan. Interessenten können sich zu themenbezogenen Live-Sessions und zu Live-Gesprächen anmelden. Die virtuelle Messe wird weltweit übertragen und unterstreicht die Kernkompetenz von Balluff – Automatisierung und Digitalisierung. Die Veranstaltung wird sowohl auf Social Media als auch mittels Medienarbeit und Online-Anzeigen beworben.

Metabo: Horst Garbrecht, CEO des Elektrowerkzeug-Herstellers, und weitere Führungskräfte beziehen sowohl in der lokalen „Nürtinger Zeitung“, als auch in diversen Fachmedien Stellung zu den Auswirkungen von Corona. Ob es Lieferengpässe gibt, wie die Produktion jetzt weitergeht, welche Messen ausfallen – diese und weitere Fragen der Medien werden ausführlich beantwortet.

WOLFF & MÜLLER: Das Bauunternehmen hat früh die Zuständigkeiten und Prozesse für ein unternehmensweit einheitliches Krisenmanagement an allen 27 Standorten definiert. Außer dem Kernteam wurden vier Lenkungskreise eingerichtet, die sich jeweils um die Belange von Mitarbeitern, Baupartnern, Kunden sowie Umwelt und Gesellschaft kümmern. Ein Drei-Stufen-Plan legt das Vorgehen pro Zielgruppe für verschiedene Krisenszenarien fest. Die mehr als 2.000 Mitarbeiter werden zweimal wöchentlich über die Ergebnisse der Lenkungskreise informiert. Zahlreiche Initiativen, von großzügigen Regelungen für Eltern über Mitarbeiterdarlehen und Sorgentelefon bis zum Corona-Helfernetzwerk, fördern den Zusammenhalt im Familienunternehmen. Das Bauunternehmen hat in kürzester Zeit auf eigene Kosten 2.500 Schutzmasken für das Marienhospital Stuttgart organisiert und spendet 25.000 Euro, um mehrere „Tafeln“ in der Region zu versorgen. CC unterstützt vor allem bei der externen Kommunikation (Medienarbeit und Social Media).