Generisch bedeutet in seiner Ursprungsform Genus so viel wie Herkunft, Gattung, Geschlecht. Heute wird der Begriff vielfach im Sinne von allgemeingültig verwendet. Im Hinblick auf den Bereich Bewegtbild ist ein generischer Film also nichts anderes als ein Genre-Film. Doch generisch ist in diesem Zusammenhang negativ konnotiert. Es bezeichnet einen Film, der sich den Gattungsregeln so weit unterwirft, bis er nichts Individuelles mehr hat.

Film: Flaggschiff der Medienarbeit

Das Bewegtbild oder der Film ist eines der Flaggschiffe der modernen Medienkommunikation. Egal ob als informatives Erklärvideo oder als imposanter Imagefilm – gefragt ist, was nicht nur belehrt, sondern vor allem unterhält. Und das funktioniert in einer vorwiegend audiovisuell geprägten Umwelt am besten über Bewegtbilder. Filme sind heute im Internet zuhause, das sich rasant weiterentwickelt. Alles was länger als drei bis vier Jahre zurückliegt, ist jedoch in den Augen des Homo Sapiens Digitalis bereits Steinzeit. Das ruft ein stetiges Bedürfnis nach neuem Filmmaterial hervor. Welches Unternehmen kann es sich schon leisten, veraltete Bewegtbilder auf der Homepage zu haben? Unternehmen wie Bosch, Siemens und Daimler wissen das.

Generisch statt originär

Angesichts des ständigen Bedarfs nach neuem Bewegtbildern bedienen sich viele Produzenten jedoch aus den Datenbanken diverser Film-Stockanbieter, statt originär zu sein. Die Folge: Wo sich keine künstlerische Leitung durchsetzt und keine echte Geschichte erzählt wird, taumeln die Filme von einer austauschbaren Szene in die nächste. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Beispielsweise ist Stockmaterial im Vergleich zu aufwendigen Eigenproduktionen günstig und einfach zu bekommen. Der Nachteil ist, dass das Stockmaterial möglicherweise bereits bei anderen Filmproduktionen zum Einsatz kam und der Öffentlichkeit damit in ganz anderen Kontexten bereits bekannt sind. Fehlt zudem eine unterhaltende, informierende und stringent erzählte Geschichte, dann scheitert ein solches Filmprojekt krachend.

Gelegentlich lässt sich noch nicht einmal mehr eine Zielgruppe klar erkennen, wenn die Verantwortlichen es allen denkbaren Zielgruppen recht machen wollten oder sich nicht von der eigenen Perspektive emanzipieren können. Gibt es dann keine fachkompetente Hilfe, erleidet das Projekt im Meer der Beliebigkeit Schiffbruch. Denn wer alle Adressaten ansprechen möchte, der erreicht am Ende gar keinen, weil er nur Allgemeinplätze verkündet. Und für die hat heute niemand Zeit.

Preisgekrönt gegen das Generische

Dass das heute längst Realität ist, zeigt der weit über die Medienbranche hinaus bekannte und preisgekrönte Clip „This is a Generic Brand Video“. Diese Kompilation (lat. Plünderung) präsentiert den Zuschauern ironisch das Prinzip der aus Stockmaterial zusammengesetzten Imagefilme. Der Clip ist vollständig aus austauschbarem und sinnfrei aneinander gereihten Stockmaterial sowie einem Nonsens-Sprechertext gebaut. Individuell und kreativ ist bei solchen Filmen gar nichts mehr und das färbt natürlich negativ auf die öffentliche Darstellung der Unternehmen ab.

Eigene Handschrift und Emotionen

Damit ein Unternehmensfilm originell und kein generischer Film wird, brauchen Filmschaffende nicht nur viel Erfahrung, sondern auch eine eigene künstlerische Handschrift ein. Wichtig ist es, eine passende Dramaturgie aufzubauen und den Zuschauer emotional in die Geschichte hinzuziehen. Auf diese Weise entstehen Film-Unikate. Emotionen wecken bedeutet aber nicht, bloß lächelnde Menschen zu zeigen, sondern vor allem authentisch zu sein. Gerade Unternehmen, die bisher wenig Erfahrung mit dem Medium Film haben, benötigen manchmal Hilfe, um sich von der eigenen Perspektive zu emanzipieren und sich darauf zu fokussieren, was die Zielgruppe wirklich interessiert.